CDU-Fraktion fordert Klartext und kein Reden um den heißen Brei
Am 1. August ist das Kindergartenjahr 2024/2025 gestartet. „Noch immer warten mehr als 800 Kinder in Gladbeck auf einen Platz in der Kita.“ (WAZ 13.08.2024) Und weiter unten wird im gleichen Artikel die Zahl konkret genannt: „Macht in Summe 832 Kinder, die teils schon länger als ein Jahr auf einen KiTa-Platz warten.“
Das ist die Gladbecker KiTa-Katastrophe. Es ist eine Katastrophe für die Mädchen und Jungen, die keine Chance auf eine gute frühkindliche Bildung haben. Es ist eine Katastrophe für die Mütter und Väter, die keine verlässlichen Betreuungszeiten für ihre Kinder haben und deshalb die größten Anstrengungen unternehmen müssen, um ihrem Beruf nachgehen zu können. Es ist aber auch eine Zumutung für alle Omas, Opas, Nachbarn und andere freundliche Helfer, die zur Betreuung der unversorgten Kinder in die Bresche springen müssen.
Völlig unverständlich ist für die CDU, wie Stadtsprecher David Hennig im WAZ-Artikel mit Zahlen jongliert. Es ist für alle Kinder, Eltern, Großeltern und sonstigen Betreuer völlig uninteressant, ob sich die relative Versorgungssituation mit den ausgerechneten Prozentwerten verbessert hat. Es ist völlig unerheblich, ob sich die Zahl der unversorgten Kinder gegenüber der letzten KiTa-Ausbauplanung um 93 Kinder reduziert hat. Die wirklichen Fakten sind: 832 Kinder sind unversorgt.
Eines macht der Artikel von Matthias Düngelhoff klar: Die KiTa-Versorgung in Gladbeck ist völlig unzureichend, und sie wird sich in absehbarer Zeit nicht grundlegend verbessern. Es ist richtig, den Ausbau der KiTas voranzutreiben. Aber wenn wir in Gladbeck bis 2028 nur 200 neue KiTa-Plätze schaffen können, dann bleibt die KiTa-Situation über Jahre hinweg für hunderte Kinder und Eltern eine Katastrophe. Da helfen auch die von Herrn Hennig aufgelisteten Versuche der „Stadt“, den KiTa-Platzmangel zu beseitigen, herzlich wenig. Zusätzlich führen diese Versuche zu einer weiteren nicht unerheblichen Belastung von KiTa-Leitung und -Personal.
Und die Gladbecker KiTa-Katastrophe wird dann in einer Gladbecker Bildungskatastrophe münden. Wir müssen jetzt bereits feststellen, dass die Zahl der Kinder, die über keine oder keine ausreichenden sprachlichen Fertigkeiten beim Eintritt in die Grundschule verfügen, dramatisch zunimmt. Auch die sonstigen basalen Fertigkeiten der Kinder nehmen ab. Welche Chance haben diese Kinder, die bereits in der KiTa abgehängt werden, für ihren schulischen Erfolg? Wie wollen die Lehrerinnen und Lehrer in den Grundschulen in Klassen, die weit größer sind als der landesweite Klassenfrequenzrichtwert, diese benachteiligten Kinder angemessen fördern?
16 Jahre lang wurde unsere Stadt von SPD-Bürgermeister Ulrich Roland geleitet, und seit fast 4 Jahren ist SPD-Bürgermeisterin Bettina Weist im Amt. Beide waren vor ihrer Ernennung zum Bürgermeisteramt für die Schulen verantwortlich und sollten daher die Herausforderungen in den Gladbecker KiTas und im Bildungsbereich aus erster Hand kennen. Das könnte zum Nachdenken anregen.
Die CDU-Fraktion wartet nun die Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 27. August ab. Vielleicht wird uns dann erklärt, wie die Stadt mit dem Rechtsanspruch der Kinder auf einen KiTa-Platz umgeht, den sie derzeit nicht erfüllen kann. Müssen wir mit einer Klagewelle rechnen?
Für die Sitzung des Schulausschusses beantragt die CDU-Fraktion einen Tagesordnungspunkt, der die Situation der Gladbecker Grundschulen und den Ausbau der Offenen Ganztagsschule in den Blick nimmt. Denn auch hier haben ab 2026 Kinder einen Rechtsanspruch auf einen Platz in der OGS, der in Gladbeck nicht erfüllt wird.
Die Gladbecker KiTa-Katastrophe hat weitreichende und schlimme Folgen, besonders für die Kinder. Aber die Folgen gehen viel weiter, wie Tobias Blasius es formuliert; „Die Lage der KiTas entwickelt sich zunehmend zu einem Konjunkturprogramm für Politikverdruss.“ Haben wir davon nicht bereits jetzt genug?