Am Wochenende hat der Partei- und Fraktionsvorsitzende der CDU Friedrich Merz eine sehr klare und bemerkenswerte E-Mail an die CDU-Mitglieder verschickt. Mit großem Nachdruck wirbt er in dieser E-Mail dafür, dass mehr Frauen in die Politik gehen müssen. Deutlich spricht er dabei auch das Defizit in der eigenen Partei an.
Seine Appell, dass einerseits mehr Frauen aktiv werden sollen aber andererseits auch die Partei den Zugang für Frauen zu Ämtern und Funktionen fördern soll, betrifft alle politischen Ebenen: Den Bundestag, die Landtage aber ganz besonders auch die Stadträte und Kreistage. Gerade die Stadträte sind für politische „Einsteiger“ ein gutes Sprungbrett, um von da aus in die Parlamente gewählt zu werden oder auch um Regierungsämter zu bekleiden.
Diesen Appell hat Friedrich Merz gewiss nicht ohne Bedacht formuliert. Denn es stehen bald die Nominierungen und Wahlen der Kandidatinnen und Kandidaten für die nächste Bundestagswahl und für die Kommunalwahlen an. Beide finden im September 2025 statt.
Lesen Sie hier den vollständigen Text der E-Mail von Friedrich Merz.
In dieser Woche haben wir erneut unser Netzwerk women@CDU nach Berlin eingeladen, dieses Mal mit dem Schwerpunkt Kommunalpolitik. Rund 200 Frauen sind unserer Einladung in das Adenauerhaus gefolgt, Stadt- und Kreisrätinnen, Bürgermeisterinnen und Oberbürgermeisterinnen, Landrätinnen aus ganz Deutschland.
Mehr als die Hälfte der Menschen in unserem Land sind Frauen. Wenn Sie in unsere Parlamente schauen, dann ist dort meist nicht die Hälfte der Abgeordneten weiblich. Das müssen wir ändern.
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion hat in dieser Wahlperiode gegenwärtig 196 Mitglieder, davon sind 47 Frauen, also gerade mal ein knappes Viertel. Auch bei uns geht noch mehr! Aber wir brauchen uns auch nicht zu verstecken: Die zweite Bundestagspräsidentin wurde von der Union gestellt, ebenso die erste Bundeskanzlerin. Ursula von der Leyen ist die erste Präsidentin der EU-Kommission, und sie hat gerade ihre zweite Amtszeit begonnen.
Aber aus der rechtlichen Gleichstellung eine gelebte Gleichberechtigung zu machen, ist keine Frage von links oder rechts. Wir brauchen überall mehr Frauen, die Politik gestalten, auch auf der kommunalen Ebene.
Gerade in den Kommunalparlamenten kann man viel bewegen. Und Stadt- und Gemeindevertretungen sind oft der erste Schritt auf dem Weg in einen Kreistag, einen Landtag oder in den Bundestag. Mein Wunsch ist es, dass wir mehr Frauen ermutigen, ein politisches Mandat zu übernehmen. Frauen arbeiten und führen anders. Gemischte Teams arbeiten besser. Frauen machen die Politik besser.
Im „politischen Betrieb“ müssen wir auch die Strukturen verändern. Keine Besprechungen oder Sitzungen, wenn Kitas oder Schulen geschlossen sind. Mehr Möglichkeiten für digitale Meetings, kompaktere Tagesordnungen. Das gilt sowohl für Mütter als auch für Väter.
Die CDU hat immer gut regiert, weil wir stets eine in den Kommunen stark verwurzelte Partei gewesen sind. Die CDU ist bis heute eine Partei, die vor allem in der Rekrutierung ihres Führungspersonals von der kommunalen Ebene aus denkt – und häufig führt der Weg von dort über die Landesparlamente in den Deutschen Bundestag, in das Europäische Parlament, in Regierungsverantwortung und in hohe Staats- und Regierungsämter.
In diesem Gefüge müssen Frauen eine aktive und starke Rolle spielen. Ich wünsche mir, dass Frauen das tun. Wir kommen nur voran, wenn sie uns Ideen geben, wenn sie Dinge sehen, die aus ihrer Perspektive anders werden müssen. Und ich wünsche mir, dass wir spätestens in einem Jahr um diese Zeit sagen können: Wir haben einen weiteren Schritt getan. Wir haben mehr Frauen in politischer Verantwortung.
Herzliche Grüße
Ihr Friedrich Merz
(Foto: Tobias Koch)