Der Klimawandel zwingt uns dazu, in vielen Bereichen des Garten- und Ackerbaus neu zu denken. Viele Pflanzen und Gehölze, die hunderte Jahre in unserer Region zu Hause sind, kommen mit der Hitze und der Trockenheit nicht mehr klar. Wir müssen heute über nachhaltige und klimaresiliente Anpflanzungen nachdenken.

Aus Sicht der CDU-Fraktion bietet der Klimawandel aber auch Chancen. Wir glauben, dass ein Weinberg auf der Mottbruchhalde klimatisch möglich ist. Die CDU stellt sich vor, dass hier ein Mitmach-Weinberg für die Gladbeckerinnen und Gladbecker entstehen kann. Vielleicht helfen uns bei der Realisierung unsere guten Kontakte nach Dernau, zu den dortigen Fachleuten für Weinbau.

Deshalb hat die CDU-Fraktion einen umfassenden Antrag an den Ausschuss für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität gestellt. Die Verwaltung soll prüfen, ob die Anlage eines Weinbergs auf der Mottbruchhalde möglich ist, und die notwendigen Kooperationspartner dafür gewinnen. Nachdem die Verwaltung bereits im Vorfeld signalisiert hatte, dass sie den Vorschlag „charmant“ findet, wurde im Ausschuss der Antrag der CDU-Fraktion beschlossen. Nun sind wir gespannt, wie es weitergeht.

Lesen Sie hier den vollständigen Antrag der CDU-Fraktion.

Antrag nach § 7 der Geschäftsordnung für den Rat der Stadt Gladbeck und seine Ausschüsse

Sehr geehrter Herr Rullmann,

im Namen der CDU-Ratsfraktion beantrage ich für die Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität am 22.08.2024, den Punkt:

Weinbau auf der Mottbruchhalde

in die Tagesordnung aufzunehmen.

Begründung:

Die CDU-Ratsfraktion greift einen Vorschlag auf, den Manfred Schlüter am 21.07.2024 veröffentlicht hat. Manfred Schlüters Idee: „Warum hat Gladbeck keinen Weinberg auf der Mottbruchhalde? Auf der Bergbauhalde könnte man gut einen Weinvulkan machen!“ (www.ngz.de)

In unserer Erinnerung gab es diese Idee bereits vor einigen Jahren in Gladbeck; sie müsste etwa 8 Jahre zurückliegen. Warum diese Idee damals nicht weiterverfolgt wurde, ist uns nicht bekannt. Grundsätzlich scheint die Region Ruhrgebiet für den Anbau von Wein geeignet zu sein.

Bereits im Jahre 1984 baute eine Gemeinschaft ehemaliger Bergleute auf der Zeche Lohberg in Hünxe Wein an, der als Ehrengabe verschenkt wurde. 2012 startete das mittlerweile bekannteste Weinbauprojekt der Emschergenossenschaft im Ruhrgebiet am Phoenix-See in Dortmund. Besonderes Augenmerk richten die Weinbauer dort auf den ökologischen Weinbau mit pilzwiderstandsfähigen (PIWI) Rebsorten. Seit 2018 betreibt die Emschergenossenschaft ebenfalls in Dortmund am Rüpingsbach einen Mitmach-Weinberg.

Im Jahre 2022 plante die Emschergenossenschaft einen größeren Weinberg in Castrop-Rauxel. „Noch in diesem Jahr werden die ersten Rebstöcke in der Nähe des Wasserkreuzes in Castrop-Rauxel gepflanzt. Dort, wo die Emscher den Rhein-Herne-Kanal unterquert, entsteht aktuell ein großer Natur- und Wasser-Erlebnis-Park. Südlich der dort frisch renaturierten und großzügig aufgeweiteten Emscher entsteht ein neuer Weinberg mit 8000 bis 9000 Reben!“ (www.eglv.de)

Das jüngste Weinbauprojekt im Ruhrgebiet im Gysenbergpark in Herne ist ein inklusives Mitmach-Projekt, in dem auch Menschen mit Behinderungen eingebunden sind. Hier ist u.a. die Wewole-Stiftung Partnerin des Projekts. „Die „wewole STIFTUNG“ ist der Teilhabe-Anbieter für Menschen mit Behinderungen in Herne und Castrop-Rauxel. Die Stiftung organisiert moderne Unterstützungsangebote mit dem Ziel, Menschen mit Behinderungen selbstbestimmtes Arbeiten, Wohnen und Leben zu ermöglichen. Sie rückt den Menschen in den Vordergrund – nicht sein Handicap. Die „wewole“ wird bei gärtnerischen Tätigkeiten am Weinberg und bei Bedarf in der Zusammenarbeit mit den Ehrenämtler*innen unterstützen.“ (www.wewole.de)

Die CDU-Ratsfraktion ist davon überzeugt, dass sich ein Weinbauprojekt auf der Mottbruchhalde verwirklichen lässt. Vier Aspekte sollten dabei besonders berücksichtigt werden.

Klimawandel

Der Klimawandel begünstigt den Anbau von Wein in unserer Region, die sich bisher dazu nicht eignete. Zwar gab es bereits im 14. Jahrhundert in Dortmund Weinbau. Dieser wurde durch eine Klimaanomalie begünstigt, die ein eher regionales Phänomen in der nördlichen Hemisphäre war: Die mittelalterliche Warmzeit.

Der globale Klimawandel zwingt uns in vielen Bereichen dazu, traditionelle Gehölze durch nachhaltige, klimaresiliente Gehölze zu ersetzen. Dies geschieht auch in Gladbeck. Auch bei dem von der CDU-Ratsfraktion vorgeschlagenen Weinbau auf der Mottbruchhalde sind die klimatischen Bedingungen zu berücksichtigen, etwa bei der Auswahl der anzupflanzenden Rebsorten.

Partizipation

Das von der CDU-Ratsfraktion beantragte Weinbau-Projekt ist nicht unter ökonomischen Gesichtspunkten zu planen. Es sollte ein Projekt von Bürgerinnen und Bürgern sein, wie etwa in Hünxe, Dortmund oder Herne. Ein Mitmach-Weinberg, der sich den ökologischen Herausforderungen des Klimawandels stellt, kann ein Leuchtturmprojekt für eine partizipative Stadtgesellschaft werden.

Inklusion

Wie bei dem Weinbau-Projekt in Herne kann das Weinbau-Projekt auf der Mottbruchhalde inklusiv angelegt werden. Wir wissen aus Berichten im Ausschuss für Senioren, Soziales und Gesundheit, dass es in Gladbeck Unternehmen gibt, die im Bereich des Gartenbaus inklusiv arbeiten. Dies kann aus Sicht der CDU-Ratsfraktion auch bei einem Bürger-Projekt auf der Mottbruchhalde gelingen.

Städtefreundschaft

Ein Weinbau-Projekt in Gladbeck auf der Mottbruchhalde braucht zum Gelingen fachliche Expertise. Seit einem Jahr haben wir eine Partnerschaft mit der Gemeinde Dernau im Ahrtal. Dazu sagte unsere Bürgermeisterin Bettina Weist am 2. Juli 2023 in der WAZ: „Wir werden unsere Städtefreundschaft mit Leben füllen und gemeinsame Projekte und Veranstaltungen planen.“ Wäre das nicht ein gutes Beispiel für partnerschaftliches Handeln, wenn wir den Sach- und Fachverstand von Menschen aus Dernau in ein Gladbecker Weinbau-Projekt einbinden könnten?

Die CDU-Ratsfraktion hat bereits im Zuge der Etatberatungen im Herbst 2023 gefordert, den Gigantismus des 34 Millionen Euro Projektes „Haldenwelt“ zu beenden. Die Stadt Gladbeck hat keine 34 Millionen Euro, und die erhofften Fördermittel scheinen nicht oder nicht mehr zu fließen. Also sollte hier ein Schlussstrich gezogen werden. Der Vorschlag von Manfred Schlüter, der mit diesem Antrag von der CDU aufgegriffen wird, würde sich hervorragend in die Planungen der IGA 2027 einfügen. Der Weinberg als ökologisches Bürgerprojekt auf der Hinterlassenschaft des Kohlebergbaus ist mehr als nur ein Zeichen für gelingende Transformation im Ruhrgebiet: Es ist das Projekt einer lebendigen Stadtgesellschaft.

Für das Weinbau-Projekt auf der Mottbruchhalde brauchen wir Partner. An erster Stelle muss der Eigentümer der Halde im Boot sein: Der Regionalverband Ruhr. Man sollte anfragen, ob die im Weinbau im Ruhrgebiet mittlerweile erfahrene Emschergenossenschaft ein Partner sein will. Ebenso sollte die IGA 2027 Partnerin des Projektes sein.

Beschlussvorschlag

Die Verwaltung wird beauftragt, die Bedingungen für das Gelingen des Bürgerprojektes Weinbau auf der Mottbruchhalde zu prüfen, die notwendigen Voraussetzungen für einen zeitnahen Start dieses Projektes zu schaffen und insbesondere die notwendigen Partner für das Projekt zu gewinnen.

Mit freundlichen Grüßen

Dieter Rymann

Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion